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Im Gespräch mit Angelina Jolie!
#1

Im Gespräch: Angelina Jolie
Was wirklich zählt

15. Dezember 2008 Paparazzi sind nicht zu sehen, die Stimmen auf dem Hotelflur sind gedämpft, es herrscht
diese hyperdiskrete Staatsbesuchsatmosphäre. Angelina Jolie sitzt sehr blass und sehr schmal auf einem schwarzen Ledersofa, sie trägt ein
schwarzes Seidenkleid, schwarze Wildlederstiefel und sehr, sehr wenig Make-up. Ihre Stimme ist leise, ein wenig verhalten, sie lächelt
zwischendurch, nachdem klar ist, dass die Yellow-Press-Fragen wohl nicht mehr kommen werden, und sie ähnelt mehr der Frau, die sie in
Clint Eastwoods Film „Der fremde Sohn“ spielt, als dem Bild, das von ihr überall in Umlauf ist. Eastwoods Film beruht auf einem Entführungs- und Mordfall aus dem Los Angeles der späten zwanziger Jahre. Angelina Jolie spielt eine alleinerziehende Mutter, die sich dagegen wehrt, dass die korrupte Polizei ihr nach der Entführung ihres Sohnes ein fremdes Kind als ihr eigenes unterschieben will. Sie wird drangsaliert, in die Psychiatrie gesteckt, aber es gelingt ihr, mit ruhiger Beharrlichkeit, den Fall öffentlich zu machen. So wird sie, was in einem Eastwood-Film ja sehr passend ist, zur Frau, die niemals aufgibt.
Draußen ist es grau und trübe und kalt - bedauern Sie es manchmal, nach Berlin gekommen zu sein?
Machen Sie Scherze? Meine Kinder lieben es, sie haben die letzten Tage im Schnee gespielt. Nein, wir haben es nie bereut, Brad arbeitet hier, es macht ihm Spaß. Wir haben Freunde hier, und es ist eine interessante Stadt, wegen ihrer Geschichte, aber auch wegen all der neuen Dinge, die hier entstehen, es steckt eine enorme Energie in dieser Stadt.
Waren Sie eigentlich während der Präsidentschaftswahl hier oder in Amerika?
Ich war mit den Kindern in Los Angeles, Brad war sogar in Chicago bei der großen Versammlung. Und es hat mich sehr bewegt zu sehen, dass so viele Menschen lachten und weinten und einander umarmten. Es war aufregend, die Menschen wirkten, als sei eine große Last von ihnen abgefallen, und das war wunderbar.
Was erwarten Sie von Obama?
Das ist in der ökonomischen Krise schwer zu sagen, ich bin gespannt, ob er seine Vorhaben wirklich einlösen kann. Ich hoffe, es wird einen sanften Rückzug aus Afghanistan geben. Obama ist ein kluger Mann, der sich mit guten Beratern umgeben wird. Ob es auf die wirtschaftlichen Fragen überhaupt die perfekte Antwort gibt, weiß ich nicht. Aber außergewöhnliche Politiker, und er ist einer, sind in der Lage, etwas Außerordentliches zu leisten, wie damals Franklin Roosevelt. Wenngleich Obamas Aufgabe womöglich größer ist als die aller Präsidenten vor ihm.
Sie engagieren sich seit Jahren vor allem im humanitären Bereich. Sie sind unter anderem Sonderbotschafterin für das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) und haben zusammen mit Brad Pitt eine Stiftung gegründet. Wie wichtig ist das für Sie neben Ihrer Karriere?
Ich habe vor acht Jahren damit angefangen, ich hatte begriffen, dass ich ziemlich wenig über die Welt wusste, in der ich lebe, ich fühlte mich unwissend und wollte mich fortbilden. Deshalb fing ich an zu reisen, ich wollte Dinge erleben, statt sie nur im Fernsehen zu betrachten. Ich war sehr bewegt vom Schicksal der Flüchtlinge und fühlte mich aufgefordert, die Aufmerksamkeit auf ihre Situation zu lenken. Ich
stehe nun mal im Licht der Öffentlichkeit und habe Möglichkeiten, etwas zu tun. Wir sind finanziell privilegiert und haben deshalb diese
Stiftung eingerichtet, um Schulen zu bauen und Tuberkulose zu bekämpfen. Wir versuchen, zu lernen und unsere Kinder zu
ausgeglichenen, verantwortungsbewussten Menschen zu erziehen.
Sie sind bekannter als, zum Beispiel, der UN-Generalsekretär. Empfinden Sie diese Prominenz auch als Verpflichtung?
Ich fühle mich verpflichtet als Bürgerin dieser Welt. Punkt. So einfach ist das. Es ist egal, welchen Job man hat. Und meine Kinder sollen die Welt möglichst so sehen, wie sie ist, statt in einer Blase zu leben. Sicher ist es wunderbar, Schauspieler, Künstler zu sein, aber das ist nicht
genug. Ich kann nicht mein ganzes Leben dem Entertainment widmen.
Früher gaben Sie sich wilder. Ist Ihre Haltung auch eine Frage des Alters, liegt es daran, dass Sie mit 33 eine große Familie haben?
Ich bin schon gereist, bevor ich Kinder hatte, ich bin für UNHCR in einigen Ländern gewesen. Es ging Hand in Hand. Ich bin stabiler geworden und auch bereit, Mutter zu sein, während ich gereist bin, nach Sierra Leone, nach Tansania oder Pakistan. Ich habe Leid in einem Ausmaß gesehen, wie ich es vorher nicht gekannt hatte. Diese Erfahrungen haben mich geerdet und gelehrt, nicht nur auf meine Karriere zu sehen, sondern auf das, was wirklich zählt. Es ist etwas, das wächst, und als ich dann Brad kennenlernte, war es einfacher, weil man die
Verantwortung zusammen trägt, die Lasten und die Freude.
Verantwortung ist auch ein zentrales Thema in Clint Eastwoods „Der fremde Sohn“, in dem Sie die Hauptrolle spielen.
Das Unglaubliche an dem Film ist ja, dass alles genau so passiert ist damals in den zwanziger Jahren. Und es stimmt, der schlimmste Vorwurf, den man der alleinerziehenden Mutter macht, ist, dass sie verantwortungsscheu sei.
Neulich haben Sie während einer Pressekonferenz zu dem Film zu weinen begonnen, weil die Frau, die Sie spielen, Sie so stark an Ihre Mutter erinnert. Ich finde das schon überraschend, weil Sie doch öffentliche Auftritte gewohnt sind.
Klar bin ich das - und zugleich auch wieder nicht. Wenn ich eine Zeitlang zu Hause war und dann rausgehe und man mir eine Menge Fragen stellt, passiert so etwas schon mal. Ich spreche oft aus dem Bauch heraus, das bringt mir manchmal Schwierigkeiten ein, wenn ich zu offen bin. Und manchmal überkommen einen einfach die Gefühle. Sobald ich länger über den Tod meiner Mutter rede oder nachdenke, ist das so. Und die Story des Films hat schon eine Menge mit Frauen wie meiner Mutter zu tun, mit alleinerziehenden Müttern. Da ist die Stärke einer Frau, die so gar nicht modern ist und doch so tapfer und entschlossen handelt. Das verlangt noch mehr Mut, weil der Weg für sie viel weiter war als heute.
Haben Sie denn auf das Drehbuch ähnlich emotional reagiert?
Ich habe es in einem Zug durchgelesen, ich musste einfach wissen, wie es weiterging. Danach dachte ich dann: Großartige Story, aber ich werde es nicht machen, ich spiele lieber mit meinen Kindern. Aber es ließ mich dann doch nicht los, weil es einfach eine wunderbare Rolle war. Und Clint Eastwood war natürlich ein zusätzliches Argument. Ich bewundere ihn als Mann und als Künstler. Er ist unglaublich großzügig und zugleich sehr entschieden, er arbeitet seit Jahren mit denselben Leuten zusammen, es ist, als käme man in eine große Familie. Er hat Respekt für jeden und sorgt für Teamgeist. Längst nicht alle Regisseure sind
so, viele kapseln sich ab und reden wenig mit einem.
Hat es Ihre Arbeit leichter gemacht, dass der Film in den zwanziger Jahren spielt?
Ich musste Unterricht nehmen und habe viel gelesen. Es war schwierig, weil die ganze Körpersprache einer Frau ja völlig anders war. Es gibt
Szenen, in denen man seinen Eingebungen folgen möchte, es aber natürlich nicht darf, weil es zu der Frau nicht passte. Ich bin eher
impulsiv und aggressiv. Die Kostüme haben mir sehr geholfen. Man verändert sich, wenn man in die Kleider von damals schlüpft. Die
Bewegungen werden anders. Die Frauen damals kleideten sich wie kleine Puppen, selbst die Hüte, die sie trugen, strahlten eine Form von
Zurückgezogenheit aus. Ich musste sehr genau darauf achten, was ich sage. Das alles hat mich auch an meine Mutter erinnert, diese
zurückhaltende, sanfte Art.
Mariane Pearl in „A Mighty Heart“ zu spielen war vermutlich einfacher.
Schon, wenngleich der Akzent es schwierig machte. Die emotionale Ausdrucksbreite verändert sich. Es ist nicht der eigene Sound. Und es
war auch deshalb schwer, weil ich mit Mariane Pearl befreundet bin und wusste, dass ihr Sohn es sehen wird. Es illustriert für ihn, wie sehr
seine Mutter seinen Vater geliebt hat. Meinem Temperament konnte ich allerdings eher freien Lauf lassen, weil ich an Marianes Stelle ähnlich aggressiv reagiert hätte.
Sind Ihnen Rollen lieber, in denen Sie mehr mit der Person, die Sie spielen, verbindet?
Das kann ich so nicht sagen. Lara Croft zum Beispiel war eine große physische Herausforderung, außerdem ist sie so selbstsicher und frei
von Zweifeln, so ist niemand und ich schon gar nicht. Aber ich versenke mich gerne in einen Charakter, es ist mehr Arbeit, aber es bringt auch mehr.
Früher sollen Sie während der gesamten Drehzeit „in character“ geblieben sein.
Das stimmt, das lag auch daran, dass ich allein lebte, man konnte sich anziehen wie die Person, die man spielte, und wie sie reden. Aber so
kann ich jetzt nicht nach Hause kommen, das würde ja meine Kinder verrückt machen. Lara Croft würden sie vielleicht ja noch okay finden,
aber sonst, nein.
Ist Ihren älteren Kindern denn in Ansätzen bewusst, wie berühmt ihre Eltern sind?
Nein, aber sie wissen, dass wir Filme machen und oft von Kameras umlagert sind. Wir versuchen, daraus keine große Sache zu machen.
Wünschen Sie sich manchmal, nicht so prominent zu sein, um einfach mit den Kindern losziehen zu können, ohne sofort erkannt zu werden?
Klar. Ich würde schon gerne mal tun, was ich will. Aber man muss es halt nehmen, wie es ist, es ist nicht wirklich ein Problem. Und es hilft,
wenn die Kinder sehen, dass wir auch andere Dinge im Leben machen und zu Hause ganz normale Eltern sind.



Das Gespräch führte Peter Körte.

Clint Eastwoods Film „Der fremde Sohn“ kommt am 22. Januar 2009 ins Kino.

Text: F.A.S.
Quelle und Bilder: http://www.faz.net/s/Rub8A25A66CA9514B98...googlefeed
 [Bild: B-rchen-f-r-signatur.gif]
Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgenwo ein Superbär!
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#2

Anmerkung von Balulie:
Ich hab den Text schon so gut es geht zusammen geschoben, aber er ist immer noch nicht in der Reihe. Aber ich denke man kann es auch so gut alles lesen und es ist auch sehr interessant. Sie spricht auch ein wenig über Lara Croft. Wink 
Viel Spass!
LG Balulie
 [Bild: B-rchen-f-r-signatur.gif]
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